Für die kommenden Kommunalwahlen müssen die Parteien, die antreten wollen, ja genug Unterstützerunterschriften zusammen bekommen. Natürlich versuchen die dafür auch Werbung zu machen und das ist völlig in Ordnung. Heute hatte ich allerdings einen Zettel im Briefkasten, der mich nachdenklich gestimmt hat. Da versucht eine “Bürgerinitiative Ausländerstopp” den Eindruck zu erwecken, dass man mit dieser Unterschrift doch “gegen Ausländer” und “für ein deutsches Augsburg” unterschreiben könne. Abgesehen davon, dass es bereits zwei deutsche Augsburg gibt und mindestens ein amerikanisches, von denen ich weiß, hat mich diese dreiste und plumpe fremdenfeindliche Werbung doch erschreckt, weil in letzter Zeit eigentlich die Rechten eher dadurch aufgefallen sind, dass sie ihre krude Ideologie zu verbergen und schönzureden versuchen.
Also hab ich mal etwas “recherchiert”, wer denn da dahinter steckt.
Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass der Aufwand dafür groß gewesen
wäre. Ich hab einfach den im Impressum angegebenen Namen gegoogelt und
siehe da: Es handelt sich um ein bekanntes Gesicht aus der rechten Szene.
Die im Impressum angegebene Adresse ist in Berlin. Auf dem Zettel aus
meinem Briefkasten steht ein augsburger Postfach und der Herr ist in den
Jahren 2008 und 2009 zu den Landtags- und Bundestagswahlen im Wahlkreis
München-Nord für die NPD angetreten. Er scheint bereits durch
Voklsverhetzung, Verbreitung verfassungsfeindlicher Propaganda, etc. aufgefallen zu sein. Auch sonst fördert Google hoch interessantes zum Thema zu Tage.
Ich gehe ja nicht davon aus, dass irgend einer meiner Leser auch nur
im entferntesten mit dem Gedanken getragen haben könnte, aufgrund dieser
Werbung für diese Gruppierung zu unterschreiben, geschweige denn sie
danach auch noch zu wählen. Dennoch stellt sich die Frage, was man mit
solchen Typen machen soll. Ich denke, es gibt einen Weg, mit ihnen
umzugehen:
- Mit Gegenargumenten gegen die nationalistische Ideologie wappnen.
Dazu wird man wohl oder übel sich auch mit dieser Ideologie befassen
müssen. Das ist notwendig um sich selbst zu schützen, damit man nicht
selber in die logischen Fallen tappt, die rechte Propagandisten
aufstellen.
- Natürlich nicht für eine Unterstützerunterschrift ins
Bürgerbüro rennen. Es sei denn, man tut das für eine andere,
demokratische Gruppierung. Dann ist es natürlich in Ordnung.
- Wenn man jemanden trifft, der in der Gefahr ist, diesen
Bauernfängern auf den Leim zu gehen, mit diesen Menschen sprechen und
ihnen die logischen Fallen aufzeigen. Das ist der erste Punkt, wo die
Vorbereitung sich auszahlt.
- Wenn man einen rechten Propagandisten trifft, ihn möglichst lange in
ein Gespräch verwickeln. Das ist der zweite Punkt, bei dem sich die
Vorbereitung auszahlt. Einerseits kann er in dieser Zeit keinen
schlechter vorbereiteten Menschen beschwatzen und andererseits kann man
ihn mit den logischen Fehlschlüssen seiner Ideologie konfrontieren. Ich
erwarte zwar keine massenweisen Bekehrungen, aber der Blick in das
kognitive Dissonanz ausdrückende Gesicht, entschädigt für die Mühe der
Vorbereitung.
Vielen Dank noch an die CSU, dass sie mit ihren dämlichen
ausländerfeindlichen Parolen über die angebliche "Zuwanderung in die
Sozialsysteme" diesen Rechten wieder Auftrieb verleiht.
Den gleichen Schmarren erzählt in der Schweiz ja die SVP und da hab
ich es als Ausländer live erlebt: "Die Ausländer nehmen uns die
Arbeitsplätze weg" - es gibt in der Schweiz nicht genug
Softwareentwickler, die auf dem Niveau arbeiten können, wie ich es kann.
Dann macht es doch selber. Könnt ihr nicht? Dann labert nicht! "Die
Ausländer treiben die Mieten hoch" - ja, wenn ich für euch diese
Software entwickeln soll, dann muss ich auch irgendwo wohnen. Ich hätte
nichts dagegen gehabt, für meine Wohnung in Zürich weniger bezahlen zu
müssen als ein durchschnittliches Netto-Monatsgehalt eines deutschen
Arbeitnehmers. Gab es aber nicht, also musste ich doch so viel berappen.
“Die Ausländer wollen nur unsere Sozialsysteme ausnützen” - ich bin
mir sehr sicher, dass ich in den paar Jahren, die ich da war, mehr in
die schweizer Sozialsysteme eingezahlt habe als ich heraus bekommen
habe. Ich bin mir nicht nur sicher, ich bin auch stolz darauf. "Die
Ausländer drücken die Löhne" - komm wieder, wenn dein Gehalt hoch genug
ist, dass es durch mich gedrückt werden könnte!
Unter den Kollegen dort in meinem Team, waren neben Schweizern,
Amerikanern, Chinesen, Indern, Italienern und Deutschen z.B. auch Rumänen, Albaner
und Ukrainer. Auch die haben alle der schweizer Volkswirtschaft
wesentlich mehr Nutzen gebracht als Schaden. Genau so wird es mit den
meisten Menschen sein, die aufgrund der Personenfreizügigkeit nach
Deutschland kommen. Die meisten sind Menschen, die was können und deren
Fähigkeiten wir hier brauchen können. Sonst wäre es für sie ja nicht
sinnvoll, sich auf den Weg zu uns zu machen. Wenn dann noch ein paar
mitkommen, die sich überschätzt haben und dann doch vorübergehend auf unsere
Sozialsysteme angewiesen sind, dann ist für uns immer noch die
volkswirtschaftliche Bilanz positiv.
Aber die CSU möchte ja lieber am rechten Rand fischen, statt eine Politik zu betreiben, die für uns alle positiv ist.