In Folge der Karrikaturen, die die dänische Jylands-Posten schon im Herbst veröffentlucht hat, brechen jetzt in vielen muslimisch geprägten Ländern Unruhen aus. Ich frage mich, was der Hintergrund sein könnte. Ein Muslim, der wirklich darüber empört ist, hat vermutlich nicht das Interesse, dass noch mehr Menschen diese Karrikaturen zu Gesicht bekommen. Weshalb wird also jetzt alles Getan, um die Aufmerksamkeit der Welt auf diese nicht besonders tollen Karrikaturen zu lenken?
Ich vermute, dass es nicht um die Karrikaturen geht. Die Karrikaturen sind ein willkommener Vorwand, eine ganz andere Schlacht zu schlagen: die wenigsten betroffenen Länder können von sich behaupten, stabile Demokratien zu sein. Bestenfalls handelt es sich um Scheindemokratien, wie im Falle des Iran, oder gleich um Monarchien wie in Saudi-Arabien. Zusätzlich muss man feststellen, dass die Regierungen dieser Staaten normalerweise kein Problem haben, die Ordnung im Land mit Gewalt wieder herzustellen. Sie tun das in diesem Fall also bewusst nicht. Warum?
Die Machhaber in solchen Staaten fürchten nichts mehr als die freie Meinung. Deshalb versuchen sie die empörung ihrer Bevölkerungen zu instrumentalisieren. Die Botschaft geht an die eigene Bevölkerung: “Seht her, die freie Meinung führt zu nichts als Blasphemie und Beleidigungen und in der Folge zu ungezügelter Gewalt. Wir müssen uns davor schützen und weiter die Zensur ausbauen.” Gleichtzeitig geht auch eine Botschaft an alle Demokraten: “Wir können die Meute auf euch loslassen. Ich solltet also lieber nicht an unserem Stuhlbein sägen.”
Darum mein Aufruf an alle Muslime: Lasst euch nicht vereinnamen. Man will eure Empörung über diese schlechten Karrikaturen nur ausnützen. Ihr werdet in der Welt als Gewalttäter gesehen und zuhause wird euch eure Freiheit weiterhin geraubt. Die Meinungen anderer kann man nicht wegignorieren. Ihr wisst selber, dass man einen Löwen nicht besiegt, indem man die Augen vor ihm schließt, sondern nur indem man mit ihm kämpft. Setzt euch mit anderen Meinungen auseinander und bringt eure besseren Argumente dagegen vor, wie ihr im Kampf mit einem Löwen bessere Waffen verwendet als der Löwe sie hat. Lasst euch nicht von den falschen Propheten verführen, die Gewalt predigen.
Mein Aufruf an alle Demokraten: Habt keine Angst. Auch in Europa haben die Tyrannen Gift und Galle gespien, als sich die Freiheit in Europa ausgebreitet hat. Es war ein schrecklicher Kampf, der spätestens mit der Französischen Revolution begann, in den Weltkriegen und im Holokaust seinen Höhepunkt gefunden hatte und noch dem gesammten kalten Krieg andauerte. Und darum dürfen wir den Sieg nicht wieder vergeben, Wir dürfen die Freiheit nicht auf dem Altar vermeintlicher Sicherheit opfern. Der Kampf ist noch lange nicht gewonnen. Wir haben einige Schlachten gewonnen, aber der Kampf geht weiter und wird weiterhin schrecklich sein. Auch wir müssen uns vor falschen Propheten in Acht nehmen, die von Freiheit sprechen und gleichzeitig Menschen ihrerer Natürlich gegebenen Rechte berauben, indem sie diese auf blosen Verdacht beliebig lange einsperren, und die vorgeben gegen die Feinde der Freiheit zu kämpfen, wenn sie unsere Freiheit beschneiden.
Die Freiheit ist nicht verhandelbar - schon gar nicht gegen trügerische Versprechen von Sicherheit!